"Die Alternative zur Vorstellung von Leben und Sterben ist das Nichts. [...] wäre es wirklich besser, wenn es diese Welt überhaupt nicht gäbe? Stattdessen leben wir, wir schaffen Kunst, lieben, beobachten, leiden, freuen uns und lachen. Wir existieren alle auf millionenfach unterschiedliche Weisen, damit es kein Nichts gibt, und der Preis dafür ist nun mal der Tod."
Und da ist so viel, dass das Buch mir gegeben hat. Ich habe fast das Gefühl, ich durfte ein bisschen mitwachsen.
Jules ist 7, als seine Eltern sterben und er mit seinen Geschwistern ins Internat kommt und sie sich entfremden. Es folgt eine bedrückende Zeit, die nur durch Alva aus der Schule etwas mehr Freundlichkeit bekommt.
Über 30 Jahre vergehen in Zeitsprüngen, Absätze voller Geschehnisse, um dann wieder einen Zeitsprung hinzulegen. Es ist für mich eine grandiose Mischung aus Erzahlkunst, wenn man so viele Jahre in prägnanten Abschnitten erschaffen kann. Ich hatte nie das Gefühl, ich hätte etwas verpasst aus Jules Leben, es war genug und doch nicht übervoll erzählt. Es ist eine Familiengeschichte und eine Liebesgeschichte und eine Geschichte voller Leben.
Eine Grundmelancholie steckt in der ganzen Erzählung und doch ist es nicht traurig, bis es zum Ende dann doch geballt kommt.
Was wäre das Unveränderliche in dir? Das, was in jedem Leben gleich geblieben wäre, egal, welchen Verlauf es genommen hätte? Gibt es Dinge in einem, die alles überstehen?Es ist eines der Bücher, die ich nochmal lesen muss. Ich hatte das Gefühl, mit Jules mitzwachsen und als er Kinder bekam und von Urlaub mit der Familie träumte, stellte ich mir mich genau da vor. Urlaub machend, in einem kleinen Ferienhaus mit Terrasse, vielleicht mit Blick auf einen See oder das Meer und dieses Buch wieder in den Händen, wenn die Kinder schlafen.